"Erst Spaß gehabt, dann nachgedacht“ – Theater RequiSiT zu Gast an der Ursulinenschule

Wale, die über die Straße laufen. Puppen, die zum Leben erwachen, und ein Flugzeug, das im Wohnzimmer Richtung Marokko abhebt. Dass diese verrückten Ideen tatsächlich umgesetzt werden können, bewiesen die Schauspielerinnen und Schauspieler des Improvisationstheaters RequiSiT dem Publikum in der Ursulinenschule eindrucksvoll. Im vollbesetzten Treffpunkt durften die Schülerinnen und Schüler aus dem 10. Jahrgang Ideen und Begriffe von ihren Sitzplätzen aus reinrufen und die Darstellerinnen und Darsteller setzten diese schnell, witzig und kreativ um. Einige mutige Schülerinnen und Schüler spielten sogar in einzelnen Szenen mit, was ihnen sichtlich große Freude bereitete.

Doch im Mittelpunkt standen nicht nur Spaß und Unterhaltung. Das Theaterensemble, unter der Leitung von Diplom- und Theaterpädagogin Nora Staeger, führt seit 29 Jahren Suchtpräventionsveranstaltungen an Schulen durch. Die ehemals suchtmittelabhängigen Darstellerinnen und Darsteller gehen nach der Aufführung mit den Schülerinnen und Schülern in die Klassen, um mit ihnen über das Thema Sucht ins Gespräch zu kommen. Lehrkräfte sind bei diesen Gesprächen nicht anwesend. „Die Jugendlichen sollen möglichst ungezwungen alle Fragen stellen dürfen, die sie bewegen. Da ist es manchmal von Vorteil, wenn sie nicht das Gefühl haben, beobachtet zu werden“, so Staeger. Die Schauspielerinnen und Schauspieler erzählen aber nicht nur aus ihrem Leben, sondern sie informieren auch allgemein über Ursachen und Folgen von Süchten. Dabei sei es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler merken, dass es nicht nur stoffgebundene Süchte wie Alkohol und Nikotin gibt, sondern auch stoffungebundene wie Computer-, Einkaufssucht oder die Abhängigkeit von pornografischen Videoinhalten. „Oftmals kommt es nach den Gesprächsrunden zu Einzelgesprächen, in denen sich die Jugendlichen öffnen und über Suchterfahrungen berichten, die sie selbst oder im Familien- oder Freundeskreis erlebt haben oder tagtäglich erleben. Mit diesen Erfahrungen wollen wir sie aber nicht allein lassen. Die Schülerinnen und Schüler erhalten von uns Adressen und Telefonnummern von lokalen Sucht- und Drogenberatungsstellen, die weitere Gespräche anbieten. In Einzelfällen leisten wir eine individuelle Betreuung, bis konkrete und professionelle Hilfe vor Ort da ist.“

Die Schülerinnen und Schüler waren von den lustigen Szenen und der Improvisationskunst des Theaterensembles sichtlich begeistert und nahmen mit großem Interesse an den anschließenden Gesprächen mit den Schauspielerinnen und Schauspielern teil. Seit vielen Jahren besucht das Theater RequiSiT regelmäßig die Ursulinenschule und leistet einen wichtigen Beitrag zur Suchtprävention.

Martin Baumann