Am Mittwoch,
dem 18.01.2023, fand eine Podiumsdiskussion im Rahmen des
Bettina-von-Arnim-Forums in der Ursulinenschule in Fritzlar statt , welches das
Verhältnis von Demokratie und Religion in Deutschland thematisierte. Als Referenten
konnten Professor Dr.
Frido Mann, der Schriftsteller, Psychologe, Theologie und zugleich ein Enkel
von Thomas Mann ist, und Alexandra Mann, die die 1. Vorsitzende des
Trägervereins Weltkloster e. V. ist, gewonnen werden.
Die
Veranstaltung wurde durch die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) und die
Friedrich Naumann Stiftung ermöglicht. Bemerkenswert dabei ist, dass es dem
Organisator und stellvertretenden Sektionsleiter der GSP Fritzlar Christian
Henze, der zudem ehemaliger Lehrer an der Ursulinenschule war, gelang, den
Moderator und ehemaligen HR- und ARD-Redakteur Meinhard Schmidt-Degenhard für das
Gespräch zu gewinnen. Dieser lenkte das Gespräch mit großer Souveränität und
entlockte den Referenten einige interessante Anekdoten und Informationen.
Zu
Beginn der Veranstaltung wurde Frido Mann zur Herkunft des Zitats seines
Großvaters „Democracy will win“ befragt. Laut Mann wurde das Zitat 1938 während
einer Vortragstournee in den USA von ihm in einem Videointerview ausgesprochen.
Dieser Ausspruch war Teil des Kampfes von Thomas Mann an der Seite der USA für
die Demokratie. Sein Ziel war es, die Demokratie gegen autoritäre Regime und
Faschismus zu verteidigen. Diese Überzeugung entwickelte sich im Laufe der
ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs,
in der Weimarer Republik bis zu den Verbrechen des Nationalsozialismus führten
dazu, dass sich Thomas Mann von einem Monarchisten zu einem Demokraten wandelte.
Sein Zitat "Democracy will win" war Ausdruck seiner Überzeugung, dass
die Demokratie letztendlich triumphieren würde und dass es wichtig ist, für sie
zu kämpfen.
Auf
die Frage, ob Religionen Demokratisierungsprozesse voranbringen oder behindern,
gaben beide Referenten differenzierte Antworten. Zum einen stellten sie heraus,
dass Religionen benutzt werden, um Gewalttaten oder polemische Debatten
durchzuführen. Als Beispiele wurden die Ereignisse in Myanmar oder die
Vereinnahmung des Christentums durch die politische Rechte genannt. Zum anderen
haben religiös motivierte Akteure Demokratisierungsprozesse angestoßen, was
z.B. mit der Verfassung der USA und dem Wirken der Puritaner begründet wurde.
Im
nächsten Teil der Veranstaltung wurde über die Zukunftsfähigkeit der Kirchen
diskutiert. Wie schaffen es die Kirchen junge Menschen anzusprechen und was
sind überhaupt ihre Ziele für die Zukunft?
Alexandra
Mann merkte an, dass die Kirchen in den letzten Jahren bemerkt haben, dass es
immer schwieriger wird, junge Menschen für ihre Arbeit zu gewinnen. Eine
Möglichkeit, dies zu ändern, ist nach Mann die Förderung von authentischen,
charismatischen Menschen innerhalb der Kirche, die Menschen mit ihren
verschiedenen Problemen ansprechen und Perspektiven aufweisen können. Mögliche
Ziele der heutigen Kirchen sind es, die Priesterschaft zu verjüngen und
gleichzeitig Menschen in den komplexen Krisen unserer Zeit Antworten, Vertrauen
und Halt zu bieten. Durch die Unterstützung von jungen Priestern und anderen
spirituellen Führern, sowie durch die Bereitstellung von Ressourcen und
Dienstleistungen, die auf die Bedürfnisse der Menschen abgestimmt sind, hofft
die Kirche, junge Menschen zu erreichen und sie in ihrer spirituellen Reise zu
unterstützen.
Abschließend kann
gesagt werden, dass das jugendliche Publikum den Referenten aufgrund ihrer
lebendigen und anschaulichen Vortragsweise gut folgen konnte und sehr
interessiert zuhörte. Das Bettin-von-Arnim-Forum möchte der
Friedrich-Naumann-Stiftung und der GSP, Sektion Fritzlar, danken, da alle beide
Institutionen dem Bettina-von-Arnim-Forum
beratend zur Seite standen und es organisatorisch für diese Veranstaltung
unterstützten.
Stephan Kolle
Vorsitzender des Bettina-von-Arnim-Forums
Ursulinenschule Fritzlar
Neustädter Straße 39
34560 Fritzlar
Telefon: 05622 9996-0
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